Die Nacht auf einem Hügel draussen in Duragan war kalt, der Morgen danach aber fantastisch. Zelt einpacken, Tee machen, uns bepacken, rundum-Check und weiter geht’s über spektakuläre Pässe zurück an die Schwarzmeerküste. Per Zufall trafen wir auf einen Suzuki Vitara aus Frankreich, gefüllt mit dem Franzosen Chris und der Italienerin Elena, die drei werden uns dann später auch durch China begleiten. Ich wollte mich mit dem Suzuki unterhalten, der auf den lustigen namen «pezzo di merda» hörte.? Aber der sprach nur ausländisch, tja. Unsere beiden Trockenfahrer wollten nach einer strengen Nacht in einer aserbaidschanischen Studenten WG (Couch Surfing sei Dank) in Trabzon eigentlich die berüchtigte D915 nach Bayburt nehmen. Der Meter Schnee auf der Fahrbahn war jedoch Umkehrkriterium. Pussies.
Einmalmehr war die lokale Bevölkerung fantastisch hilfreich und zuvorkommend. Ohne dass die beiden einen Tee offeriert bekommen geht hier nicht viel. Und wie die uns hier bewundern, ich geniesse die Aufmerksamkeit, Emil noch mehr. Ebenfalls dank den Locals
fanden wir den Weg nach Uzungöl. Ein kleines schneebedecktes Schweizer Türkisches Bergdorf an einem herzigen See. Danach wieder bergab zurück an die Küste, wo sie aufgrund des guten Wetters entschieden haben, nach Georgien einzureisen um danach über Armenien von Norden in den Iran zu gelangen. Ein paar hundert Kilometer weiter dann der Grenzübergang. Kurz davor verschwanden die zwei noch in einem Einkaufszentrum. Ich nehme an um die letzten türkischen Lira zu verprassen. Heraus kamen sie mit einer Migrossack(!) voller unsinniger Sachen, Emil hat nun ein kleines Mäscheli um den Mund, hihi. Schnauze! Danach fünfmal den Pass und diverse andere Dokumente gezeigt und zack- Georgien. Der neunte Grenzübertritt nach nicht mal drei Wochen.
Der erste Eindruck war gut. Bessere Strassen, weniger Müll, viel billigerer Sprit. Doch der Eindruck sollte täuschen. Kaum in Batumi wurden die Strassen, naja, sagen wir mal, abenteuerlich. Innerhalb der Stadt Offroad-fahren ist schon nicht ganz ohne. Jedes fünfte Auto hat keine Stossstangen, wieso auch? Dazu kommt, dass die Autofahrer uns Motorräder nicht als richtige Verkehrsteilnehmer ernst nehmen. Am späten Abend dann stellten sie uns in den Innenhof eines Hostels, sah von aussen betrachtet ganz OK aus. Also gleich gebucht ohne die Zimmer zu besichtigen. Der miefige, fensterlose Raum und die wirklich eklige, mit stinkenden Russen zu teilende Nasszellen waren sogar für hartgesottene Reisende eklig, sagten sie. Zum Glück müssen wir zwei nicht duschen. Emil und ich genehmigten uns eine kleine Kettenreinigung und ein Minischlückchen Öl, alles bestens sonst. Die beiden Prahlsäcke können es nicht lassen, in jedem Land einen Flaggensticker im Souvenirshop zu kaufen um sie uns anschliessend anzukleben. So ziert mich nun eine schöne Georgische Flagge, gleich neben der Türkischen, gleich neben der Griechischen, gleich neben der Albanischen, gleich neben der Montenegrinischen…
Auf geht’s, holper, holper, holper. Solche Strassen hab’ ich noch nicht erlebt. Der Plan war es, entlang dem P1 «Highway» über den Goderzi Pass nach Akhaltsikhe und dann weiter Richtung Akhalkalaki in die Nähe der armenischen Grenze zu gelangen. Vielleicht hätten sich die beiden Schwestern informieren sollen, ob die Strasse auch offen ist. War sie nicht! Schnee und der Bau einer neuen Brücke liessen die Strasse abrupt enden. Der eine fragte einen Eingeborenen wo wir denn seien, der eingeborene antwortete: «Kuhlo». Dann ging’s los: «So, we’re in Khulo now?» «Yes you are in Khulo now.» «Do you live in Khulo?» Yes, me, my wife and my Kids live in Kuhlo.» «Are there many things to see in Khulo?» und so ging das fünf Minuten weiter… Der dicke hat sich fast ins Höschen gemacht. ? Auf dem gleichen Rückweg trafen wir Röbi aus Solothurn mit seinem 30 Jährigen Toyota Hilux Camper, er ist ebenfalls auf Glück den Pass rauf (und gleich wie wir) wieder runter. Röbi ist auf dem Weg in die Mongolei. Morgen fahren wir demnach wieder in die Türkei zurück, Kars soll das Ziel sein.
Bis die Tage
Lisi