Also ich mach jetzt hier erstmal den Iran fertig. Die Lisi kriegte das ja nicht gebacken. Frauen. Der Schlammvulkan war ja mal ein Reinfall, da hat jetzt aber gar nix geschlammt, aber die Anfahrt durch die Weizenfelder da bei Gorgan und die anschliessenden Wälder im Golestan Nationalpark, die waren richtig nett. Obwohl wir langsam schlecht wird von dem 85 Oktan Benzin hier, päh. Zum kotzen das Zeug hier im Nordosten Irans. Bei Quchan versuchen die beiden Tauchsieder ein Hotel zu finden, klappt natürlich nicht. Wenn die nicht immer so ein scheiss Glück hätten, dann wäre auch nicht gerade in dem Moment der Quchaner Oberpimp da vorbei gelaufen der ihnen ein ganzes Luxusappartement mit Aussicht und eigenem Hausmädchen zur Verfügung stellte. Natürlich für lau. Iraner…
Der letzte Tag im wunderbaren Iran ist geprägt von geilen Strassen die über hohe Pässe und durch epische Felsschluchten führen. Richtig geile Strecke. Die Ausreise am selben Tag ist schnell und unkompliziert, doch dann kam Turkmenistan…
Ein drei Stunden Bürokratiemarathon haben sie erzählt. Von Büro zu Büro, von Beamten zu Beamten, alles von Hand geschrieben, getempelt, kopiert, kontrolliert, korrigiert, doppelt abgelegt, nochmal gestempelt und so weiter. Am Ende kamen sie mit einem Berg Papier zu uns zurück wo 15 (fünfzehn!) Soldaten damit beschäftigt waren, Lisi und mich zu begutachten und zu befingern, Lisi hasste sie alle. Dann endlich öffneten sich die Schranken. Die grosse Unbekannte lag direkt vor unseren Rädern.
Ich kann nicht beschreiben wie schräg Ashgabat ist. Vor allem post Iran. Da hat es plötzlich perfekte Strassen, 95 Oktan Benzin (mmmh lecker), Frauen ohne Kopftücher und- Achtung jetzt kommt’s: Bier! Komplett irritiert von der schimmligen Sovietäraunterkunft, den leerstehenden weissen Marmorgebäudenpalästen den unzähligen Statuen, der güldenen Kreisverkehrskunst und der Heerschar von Polizisten (an jeder! Strassenecke) kehren wir der, ohne Zweifel, merkwürdigsten Stadt bis anhin den Rücken und fahren gen Norden. Wir haben ja schliesslich nur ein 5 Tages Transitvisum bekommen. Da soll es einen richtigen, brennenden, Gaskrater geben. Aber zwischen dem «Gate to Hell» und uns liegt da noch was. Etwas neues, gefährliches, heisses, Unbekanntes. Die Karakum Wüste.
Bepackt mit je 40 Liter Sprit und 12 Liter Wasser geht’s los auf das 600km+ Abenteuer. Der Anfang war super, aber je weiter wir uns von Ashgabat wegbewegen, desto schlechter beschissener werden die Strassen. Wenn die Summe der Fläche der Schlaglöcher die des intakten Asphaltsbelags übersteigt, dann spricht man in Overland-Kreisen von einem Mienenteppich. Das ist jetzt ebenso ein ominöser 100km langer Mienenteppich. Gar. Nicht. Geil. Aber es kommt noch schlimmer. Der neue Teufel wird vorstellig: Weichsand. Der blanke Horror für zwei Schweizer Asphalt Piloten wie unsere zwei hier. Die stellen sich ja an hier, das solltet Ihr mal sehen. Wie die letzten Hampelmänner sehen sie aus. Lisi und ich fliegen nur so durch die Gegend. Keine Ahnung haben sie. Luft aus den Reifen, nach hinten mit dem Arsch und Vollgas. Das wäre die Devise. Aber dazu fehlt Ihnen der Mumm. Pussies. Dabei sind es nur zwei kleine Dünen und gerade mal 7 Kilometer. Mir ahnt böses für den Rückweg und den Pamir. Zum Glück ist da noch der Turkmenische Hirte auf seiner 125er Honda der uns jeweils wieder hilft aufzustehen.
Durch die Hölle, an die Hölle. Gate to Hell. Endlich angekommen, offenbart sich den zwei Bruchpiloten eine Oase. Da wäre zum einen der Gaskrater selbst. Bei Tageslicht gar nicht mal so spektakulär. Nach Sonnenuntergang jedoch, huiuiui. Der Name ist definit verdient. Genau so stelle ich mir den Eingang zur Hölle vor. Ich kann das nicht in Worte fassen was da unten abgeht zu Nacht. Spektakulär. Zum anderen besteht die Oase aus einer Gruppe von zehn campierenden Amerikanischen Botschaftsangestellten, die den 40. Geburtstag des Sicherheitschefs feiern. Sie behandeln uns vier wie Könige. Mit Grilladen, Geschichten, Zentralasien-Tipps, Bauchtänzerinnen und so weiter. Auch mit Vodka werden die zwei genüsslich eingedeckt. So genüsslich, dass ihnen am nächsten Tag nichts Anderes übrigbleibt als beim Krater zu bleiben und unter einer Blache (probieren) zu schlafen. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
Am nächsten Tag auf dem Mienenteppich Richtung Usbekischer Grenze. Der Seitenwind zieht stark an, die Temperaturen klettern nahe an die 40° Marke und dann der GAU: Lisi stottert und bleibt liegen. Mitten. In. Der. Wüste. Super.
Lisi? Lisiiiiiii!
Muss weg!
Emil