Uzbekistan

 

Na hallöchen, Lisi mal wieder hier.

     Also mir ist immer noch etwas schwindelig. Plötzlich war ich bewusstlos in der Karakum Wüste. Das letzte an was ich mich erinnern kann, waren die schlechten Strassen, dann wurde mir etwas übel, ich begann zu stottern und dann war Licht aus, es wurde mir einfach schwarz vor den Lampen… Emil hat mir erzählt, dass der eine da eine Stunde an mir…

…rumgebastelt hat bis er meine Benzinpumpe als Problem identifizieren konnte. Nun geht’s mir schon besser. Mal schauen. Vielleicht kriege ich ja bald eine neue…

Nach dem 3h Grenzmarathon mit etlichen Gepäckkontrollen und einem alle Schrauben losvibrierenden Minenteppich sind wir nun hier in Khiva angerollt. Wir kehren in dem kleinen B&B Lali Opa gleich neben der Altstadt ein. Doch was ist das? Was steht denn da im Garten?

Na wenn das keine Africa Twin ist. Daneben steht irgendein Gespann. Kann das sein? Nach über 9000km machen wir die erste Bekanntschaft mit anderen Motorrädern. Geil. Die Twin heisst Kurt und hat einen riiiiiesen…   Tank. So männlich, wow. Er ist etwas jünger als ich, aber das macht ja nichts. Kurt ist mir gleich sympathisch. Seine Begleiterin heisst Ente? und ist ein selbst gebautes Frankenstein-Gespann bestehend aus einem 70er Jahre BMW Boxermotor, Smart Felge und Eigenbaurahmen, -seitenwagen und -fahrwerk.  Die Reiter sind aus dem Deutschen Rheinland und heissen Stefan und Kai. Unsere beiden Idioten könnten von denen beiden noch einiges lernen, wenn sie denn hören würde. Die Ente hat 430’000km (!) aufm Buckel und fuhr die letzten 30 Jahre durch fünf Kontinente. Ich lass das mal so im Raum stehen… Später gesellen sich noch zwei weitere Deutsche zu uns, Sonja und Mich, ebenfalls Overlander aber mit einem abgefahrenen Unimog. Der Abend wird lustig.

Hier in Usbekistan ist alles noch etwas komplizierter, als wir 200€ wechselten kriegten wir eine Plastiktüte voller Geldscheine zurück. Aber das geht ja noch, was wirklich stört jedoch, dass wir kein Benzin kriegen hier! Da gibt es wohl Tankstellen aber die haben alle geschlossen oder dann nur LPG (Propangas). Aber mit rumfragen, Geduld und Beharrlichkeit findet sich meist eine Lösung. Vielfach auf dem Schwarzmarkt. Die Locals hier sind immer noch richtig nett und hilfsbereit. Heute durchqueren wir mit der Kyzylkum unsere zweite Wüste zwischen Khiva und Bukhara. 300 der 400 Kilometer waren fantastisch, der Rest Mienenfeld und der Sandsturm welcher derweil übers Land fegte half auch nicht sonderlich. Kurz vor Bukhara warten wir in einem Strassencafé über drei Stunden bis der Tankstellenbesitzer endlich auftaucht. Nun sind wir zwar vollgetankt aber es ist mittlerweile dunkel. Es offenbart sich uns die bisher abenteuerlichste Situation. Mienenfeld zu Nacht. Wir sind nie sicher wo auf der Strasse wir uns gerade befinden. Rechte Spur? Gegenfahrban? Abseits der Strasse im Sand? Jetzt erst erschliesst sich mir der Grund einer Fahrbahnmarkierung. Die Autos und LKWs die uns entgegenkommen haben entweder gar keine Beleuchtung oder dann Volllicht. Nie mehr Nachtfahrt auf schlechten Strassen, hoffen wir. Bukhara war richtig nett, denn auch da lernen wir wieder zwei Motorradfahrer kennen. Cathrin und Brian, unterwegs von Deutschland in die Mongolei. Aber hier in der Seidenstrassenstadt Samarkand ist es noch netter. Vor allem der Registan beeindruckt unsere beiden Schattenschrauber.  Unser fünf Tage Transitvisum neigt sich langsam dem Ende zu. Dann ist die Stresserei hier zu Ende und wir können endlich mal den Tag, Leute und Land geniessen. Die Strasse von Samarkand nach Tursunzade entpuppt sich als Highlight. Der Tahtakaraca Pass ist atemberaubend. Wir bemerken, dass die Fabe Grün seit Golestan im Iran abwesend war. Was für eine Augenweide hier. Tadjikistan wir kommen.

Auf die Farbe Grün!

Lisi